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Die digitale Moderne stellt religiöse Organisationen vor fundamentale Herausforderungen: Digitale Technologien sind nicht nur Treiber von Effizienz und Innovation, sondern beschleunigen auch den sozialen Wandel und das Lebenstempo. Die einhergehende Disruption traditioneller Institutionen berührt die Ausübung religiöser Rituale, Praktiken und Bräuche, die sich nicht einfach beschleunigen lassen, ohne ihren intrinsischen Wert zu gefährden. Gleichzeitig verstärkt der Individualisierungstrend die bewusste Auswahl aus einer Vielzahl von Lebensformen und Religionsangeboten. Traditionelle Organisationsformen stossen hier zunehmend an ihre Steuerungsgrenzen und können die vielfältigen neuen Bedürfnisse oft nicht mehr erfüllen. In diesem Spannungsfeld entstehen neue asketische Bewegungen, die sich durch eine bewusste Abgrenzung gegenüber digitalen Technologien und eine inklusive Berücksichtigung unterschiedlicher Lebensformen und Religionsbekenntnisse auszeichnen. So entwickeln sich alternative Formen der Organisation und Gemeinschaft, die den Anforderungen einer zunehmend individualisierten und beschleunigten Welt begegnen.
Im Zentrum unseres Projekts steht die Frage, welche neuen Organisationsformen sich dabei herausbilden und wie diese Organisationen zwischen Rückzug und gesellschaftlicher Teilhabe navigieren. Unser Projekt untersucht aus einer organisationssoziologischen Perspektive insbesondere (neo)monastische Gemeinschaften, ihre Gemeinschaftsprinzipien, internen Aushandlungsprozesse und ihre gesellschaftliche Einbettung. Damit beschreiben wir organisationale Mechanismen der Resistenz, Adaptation und Resonanz im Kontext der Transformation von Gesellschafen in der digitalen Moderne. Wir nehmen sowohl formale Strukturen – etwa Regelwerke, gemeinschaftliche Entscheidungsprozesse, die Organisation von Gebet, Arbeit und Leben – als auch informelle Autoritätsverhältnisse in den Blick. Methodisch setzen wir auf einen Mixed-Methods-Ansatz, der qualitative Interviews, systematische Online-Erhebungen und quantitative Erhebungen kombiniert.
Indem dieses Projekt eine organisationssoziologische Perspektive auf (neo)monastische Organisationen einnimmt, trägt es zur breiteren Debatte über gesellschaftlichen Wandel auch im Feld der Digital Religions bei.